Was ist ein Analog-Insulin?

In Deutschland gibt es rund 6,5 Millionen Typ-II Diabetiker (früher Altersdiabetes genannt). Diese Form der Zuckerkrankheit besteht nicht schon bei Geburt, sondern entwickelt sich im Laufe der Jahre. Normalerweise wird Insulin in der Bauchspeicheldrüse hergestellt. Es erleichtert die Aufnahme von Zuckermolekülen in die Zellen. Zucker wird zur Gewinnung von Energie benötigt, beispielsweise für Muskelarbeit und für viele Körperfunktionen. Wenn aufgrund einer Erkrankung die Insulinwirkung nicht mehr ausreicht, kann man eine zeitlang die Produktion von Insulin in der Bauchspeicheldrüse durch Tabletten anregen. Es kommt aber der Zeitpunkt, wo die Bauchspeicheldrüse erschöpft und Insulin nicht mehr produziert. Dann muss man Insulin zuführen, da sonst der Zuckerspiegel im Blut steigt und es zu einer akuten Überzuckerung mit Folgen bis hin zur Bewusstlosigkeit kommen kann. Langfristig werden die Nieren und die Blutgefäße durch ständig zu hohen Blutzuckerspiegel geschädigt. 

Zur Behandlung des Diabetes wurde Insulin früher aus Bauchspeicheldrüsen von Schweinen und Rindern gewonnen. Seit über 20 Jahren steht jedoch gentechnisch erzeugtes Insulin zur Verfügung, das identisch mit dem menschlichen Insulin ist und gut vertragen wird, daher der Name Humaninsulin. Diabetiker spritzen sich das Insulin - in Abhängigkeit von den Mahlzeiten - mehrmals am Tag unter die Haut. 

Analog-Insuline, die es seit rund zehn Jahren gibt, ähneln dem Humaninsulin vom Aufbau her; von den Aminosäuren des Humaninsulins wurden einige verändert. Erfolg der Abweichungen ist eine veränderte Pharmakokinetik, das heißt, Analog-Insuline wirken schneller in der Zelle und können deshalb besser an die Lebens- und Essweise des Patienten angepasst werden. Dies erscheint vielen Patienten als Gewinn an Lebensqualität, da sie nach Schulung beispielsweise zu unterschiedlichen Zeiten essen und den Blutzucker selbständig regulieren können. 

Ein wissenschaftliches Gutachten für den Gemeinsamen Bundesausschuss sieht jedoch keinen Vorteil gegenüber Humaninsulin und hält Analog-Insuline für eine sogenannte "Schein-Innovation". Das angestrebte Behandlungsziel einer guten medizinischen Versorgung von Diabetes-Typ-2-Patienten ist mit Humaninsulin ebenso zweckmäßig und derzeit wesentlich kostengünstiger zu erreichen. Zur Behandlung von Diabetes-Typ-2-Patienten bleiben Analog-Insuline nach der Entscheidung des Gemeinsamen Bundesausschusses grundsätzlich nur dann zu Lasten der Gesetzlichen Krankenversicherung erstattungsfähig, wenn sie nicht teurer sind als Humaninsulin. Derzeit sind Analog-Insuline im Schnitt 30 Prozent teurer sind als Humaninsulin.

letzte Änderung am 25.07.2006