Was ist das Fatigue-Syndrom?

Unter dem Fatigue-Syndrom versteht man einen körperlichen und psychischen Erschöpfungszustand, der verschiedene Erkrankungen begleiten kann. Dieses Syndrom kommt häufig im Verlauf von Krebsleiden im fortgeschrittenen Stadium vor. Die Erschöpfungssymptomatik kann jedoch auch bei schweren chronischen Herz- und Lungenerkrankungen sowie anderen chronischen Krankheiten wie Rheuma, Multipler Sklerose, AIDS usw. bestehen. Die Symptomatik kann auch ohne erkennbaren Auslöser entstehen; man diskutiert heute monatelang vorangegangene Virusinfekte als Ursache. Das Krankheitsbild kann auch mit depressiven Erkrankungen verwechselt werden und muss deshalb sorgfältig abgeklärt werden.

Das Fatigue-Syndrom schränkt die Lebensqualität erheblich ein. Typische Merkmale sind eine anhaltende körperliche Schwäche und Abgeschlagenheit trotz ausreichender Schlaf- und Erholungsphasen, eine Überforderung bereits bei geringen körperlichen Belastungen. Daraus erfolgt eine Abnahme aller Aktivitäten im beruflichen und privaten Umfeld.

Bei Krebserkrankung wird der Zustand durch das Fortschreiten der Erkrankung teilweise selbst ausgelöst. Erschöpfung durch Chemotherapie, Bestrahlung oder Immuntherapie entspricht an sich nicht dem Fatigue-Syndrom. Allerdings kann die Erschöpfung auf Wochen bis Monate über den Behandlungszeitraum hinaus anhalten. Oft kommen auch Probleme mit der Konzentration und dem Gedächtnis hinzu, sodass der Übergang zwischen Behandlungsfolgen und dem Fatigue-Syndrom schwer abzugrenzen ist.

Therapeutisch rät man zu einem vorsichtig dosierten körperlichen Ausdauertraining; eventuell bestehende Mangelzustände im Blut wie Blutarmut oder Elektrolytverschiebungen müssen natürlich ausgeglichen werden. Fatigue ist kein bedrohliches Zeichen im Hinblick auf die Grunderkrankung, sagt auch nichts über den Verlauf der Krebserkrankung aus, ist aber für den Erkrankten und für die Angehörigen eine äußerst belastende Begleitleiden. Eine Aufforderung an den Patienten "sich zusammenzureißen" ist unwirksam und für den Betroffenen verletzend, da es nicht in seiner Macht steht, diese Schwäche mit dem Willen zu überwinden. Mit dem Arzt können kleine Schritte von Entlastungsmöglichkeiten im Alltag für den Erkrankten und die Angehörigen besprochen werden.

letzte Änderung am 10.05.2006