Gewalt gegen alte Menschen

"Wir dürfen die Augen nicht vor Gewalt gegen alten Menschen verschließen. Vielmehr müssen wir dieses Thema aus der Tabuzone holen", erklärte Sozialministerin Dr. Monika Stolz bei der Fortbildungsveranstaltung "Gewalt gegen alte Menschen" der Landesärztekammer in Stuttgart. "Ich begrüße es sehr, dass sich die Landesärztekammer dieses Themas annimmt. Damit werden die Ärzte für dieses wichtige Thema sensibilisiert und ein Beitrag geleistet, um diese Thematik aus der Tabuzone zu holen", so die Ministerin.

Sie sei sich sehr wohl bewusst, dass pflegende Angehörige einen hohen Einsatz leisten und sich häufig körperlich überfordern und hohen psychischen Belastungen aussetzen. "Sie sind oft rund um die Uhr und jahrelang für ihre pflegebedürftigen Angehörigen da und stellen ihre eigenen Bedürfnisse hinten an", schilderte die Ministerin. "Aus diesen permanenten Belastungen ergeben sich Situationen, in denen die Helfer überfordert und überlastet sind und - ohne es zu wollen - mit Gewalt gegen die zu Pflegenden reagieren. Vielfach kommen die Helfer dabei aus dieser Spirale von Überlastung, Verzweiflung und Aggression kaum heraus."

Gewalt gegen ältere Menschen nehme vielfältige Formen an, die für einen Außenstehenden oft nicht auf den ersten Blick erkennbar seien. "Ein Arztbesuch ist dann oft eine der wenigen Chancen, einen fatalen Kreislauf aufzubrechen, die problematische Situation zu erkennen und die notwendigen Hilfen anzubieten", sagte die Ministerin. Ärzte seien mit am besten in der Lage, vor allem im häuslichen Umfeld aber auch in den Pflegeeinrichtungen, Gewalt gegen Ältere zu erkennen, darauf angemessen zu reagieren und ihr vorzubeugen.

Wenn von Gewalt gegen Ältere gesprochen wird, müsse dieser Begriff weit gefasst werden. Die Ministerin schilderte: "Hilfe- und pflegebedürftige Ältere können Gewalt durch Vernachlässigung erfahren, durch Fehlernährung, vermeidbaren Dekubitus oder unnötige Maßnahmen, die die Freiheit einschränken. Auch Mängel bei der Betreuung von Demenzkranken können Gewalt auslösen. Körperliche Angriffe in allen denkbaren Arten, verbale Attacken, hygienische Verwahrlosung, Mangel in der Ernährung und Verletzung des Schamgefühls sind nur ein paar weitere Punkte auf der langen Liste der möglichen Gewaltanwendungen."

Die Ministerin zeigte sich überzeugt: "Ärzte haben die Möglichkeit, erforderliche Hilfs- und Vorbeugemaßnahmen anzuordnen beziehungsweise in die Wege zu leiten. Scheuen Sie sich nicht, dieses Problem anzusprechen. Oft genug sind Sie die letzten Ansprechpartner für Ihre Patienten oder auch überforderten Angehörigen oder Pflegekräfte, um auf die Notlage des Betroffenen aufmerksam zu machen", sagte Stolz. Daneben will die Ministerin aber auch auf Prävention vor Intervention setzen. "Wir dürfen uns nicht nur an negativen Zielen wie Gewaltbekämpfung und Gewaltkontrolle orientieren. Vielmehr müssen positive Zielsetzungen wie Lebensqualität, Selbstbestimmung, Sicherheit und positive Sozialbeziehungen im Vordergrund stehen."

Ärztinnen und Ärzte sind besonders gefordert, wenn es um das Erkennen und Handeln bei Gewalt gegen alte Menschen geht. Der nachstehende Leitfaden "Gewalt gegen Alte", den der Ausschuss "Arztberuf und Familie" der Landesärztekammer Baden-Württemberg erarbeitet hat, gibt hierbei wichtige Hilfestellung. Die Vortragsfolien der Fortbildungs-Veranstaltung finden Sie voraussichtlich ab der KW 13 an dieser Stelle veröffentlicht.

Gewalt gegen alte Menschen: Vorträge des Symposiums vom 20. März 2010 zum Nachlesen

letzte Änderung am 20.03.2010

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