Kassenärztliche Vereinigung und Landesärztekammer unterstützen Aktionswoche der Ärzte in Baden-Württemberg

Stuttgart, den 13. Januar 2006. Die ärztlichen Körperschaften in Baden-Württemberg erklären sich solidarisch mit ihren Mitgliedern, die in diesen Tagen mit verschiedenen Aktionen und Veranstaltungen auf die Situation in ihren Praxen aufmerksam machen werden. Patienten müssen während der Aktionstage aber nicht um ihre notwendige Versorgung fürchten: Für dringende Krankheitsfälle steht überall im Land ein ärztlicher Bereitschaftsdienst zur Verfügung und jeder Arzt, der seine Praxis schließt, hat für seine kollegiale Vertretung gesorgt.

"Die Folgen der jahrelang verfehlten Gesundheitspolitik mit willkürlichen Maßnahmen auf Kosten der niedergelassenen Ärzte und Psychotherapeuten treten nun deutlich zu Tage und das Maß ist endgültig voll. Die Ärzteschaft wird nicht länger hinnehmen, dass schon jetzt rund 30 Prozent der erbrachten Leistungen nicht bezahlt werden, weil die Krankenkassen kein ausreichendes Budget zur Verfügung stellen", erklären die Präsidentin der Landesärztekammer Baden-Württemberg, Dr. med. Ulrike Wahl, und der Vorsitzende der Kassenärztlichen Vereinigung Baden-Württemberg, Dr. med. Achim Hoffmann-Goldmayer. In der Woche vom 16. bis zum 20. Januar 2006 werden viele Arztpraxen in Baden-Württemberg geschlossen bleiben. Das sei ein Vorgeschmack auf den Ärztemangel, der dann akut werde, wenn die Politik nicht umgehend die Rahmenbedingungen für alle Ärzte und Psychotherapeuten verbessert, so Hoffmann-Goldmayer. Statt einer tragfähigen Reform des Gesundheitswesens seien bisher nur neue Drangsalierungswerkzeuge und bürokratische "Monster", wie das so genannte Arzneimittelverordnungs-Wirtschaftlichkeitsgesetz auf den Weg gebracht geworden. Dieses sieht vor, dass nach dem Bonus-Malus-Prinzip einem Arzt das Honorar gekürzt wird, wenn er die ihm vorgegebenen Verordnungsgrößen überschreitet. Umgekehrt soll er finanziell belohnt werden, wenn er seinen Patienten Arzneimittel vorenthält. Aus Sicht der niedergelassenen Ärzte ist dieses zutiefst unethisch und trifft in erster Linie chronisch Kranke und alte Menschen, die an mehreren Krankheiten leiden. Außerdem bringt es vor allem die Hausärzte in eine schwierige Lage, da bei ihnen circa 80 Prozent der Arzneimittelverordnungen erfolgen, erklärt der KV-Vorsitzende.

Auch die Präsidentin der Landesärztekammer Baden-Württemberg sieht deutlichen Handlungsbedarf: "Wir fordern endlich ein Machtwort der Bundeskanzlerin gegenüber Gesundheitsministerin Ulla Schmidt. Denn bei einer Fortsetzung des bisherigen Kurses des Bundesgesundheitsministeriums muss über kurz oder lang mit einer deutlichen Verschlechterung der Versorgung von Patientinnen und Patienten gerechnet werden, sowohl in Arztpraxen als auch in Krankenhäusern," prognostiziert Dr. Wahl. Die Ärzteschaft bemühe sich jederzeit - auch im Interesse der Patienten - um wirtschaftliches Handeln. Diese Anstrengungen würden jedoch durch immer wieder neue gesetzliche Vorgaben, Kostendämpfungsmaßnahmen und ausufernde Bürokratie konterkariert. "Wir fordern daher endlich die Einbeziehung unseres ärztlichen Sachverstandes in die Reform des Gesundheitswesen und die Umsetzung unserer Forderungen," so Wahl und Hoffmann-Goldmayer.

Hinweis an die Redaktion
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Stand: 13.01.2006

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letzte Änderung am 13.01.2006