Ärztliche Versorgung existenziell bedroht

Landesärztekammer Baden-Württemberg warnt vor Folgen der Gesundheitspolitik

Stuttgart, den 26. Januar 2009 Aus aktuellem Anlass erklärt die Präsidentin der Landesärztekammer Baden-Württemberg, Dr. Ulrike Wahl: "Als Ärztekammer sind wir nicht nur die Standesvertretung aller Ärzte im Lande, sondern wir verstehen uns auch als Anwalt für eine hochqualifizierte Patientenversorgung. Deshalb schlagen wir Alarm! Durch die Anfang des Jahres in Kraft getretenen gesetzlichen Regelungen sieht sich der ärztliche Berufsstand nie gekannten Einschnitten in der Berufsausübung ausgesetzt. Aus heutiger Sicht müssen sich Politik und Staat die Frage gefallen lassen, ob sie bewusst den Tod der wohnortnahen ärztlichen Versorgung vorbereiten?"

Im Zusammenspiel mehrerer politisch veranlasster Neuregelungen sieht die Ärzteschaft - in Baden-Württemberg sind das mehr als 54.000 Ärztinnen und Ärzte - die ärztliche Versorgung nicht nur gefährdet, sondern existenziell bedroht:

Der Gesundheitsfonds, ein bundesweiter Ausgleichstopf für die Beiträge von Krankenkassenmitgliedern, ist nach den Worten der Kammerpräsidentin eine mit Steuergeldern gestützte Fehlkonstruktion und zieht große Summen aus Baden-Württemberg ab, die für die gesundheitliche Versorgung der Bevölkerung nicht mehr zur Verfügung stehen. 

Anfang des Jahres trat ferner eine gesetzlich verordnete Reform der Vergütungssystematik für Vertragsärzte in Kraft. Das politische Ziel dieser Honorarreform war es auch, bundesweit gleiche Leistung mit gleicher Vergütung zu bezahlen. In Baden-Württemberg drohen als Folge nach einer ersten Mitteilung der Kassenärztlichen Vereinigung Baden-Württemberg für das erste Quartal 2009 Honorarverluste bis zu 30 Prozent. Damit müssen nur wenige Wochen nach Inkrafttreten der neuen Vergütungsordnung viele Arztpraxen mit dem Schlimmsten rechnen: "Wenn pro Patient und Quartal in manchen Arztgruppen nur noch 17 bis 30 Euro bezahlt werden, ist eine am Menschen orientierte Medizin betriebswirtschaftlich nicht mehr möglich", so die ernüchternde Analyse von Dr. Wahl. "Die gewissenhafte und patientenzentrierte Ausübung des Arztberufes ist vor den geschilderten Hintergründen kaum mehr möglich. Wir fordern daher von der Politik umgehend Sofortmaßnahmen, die eine angemessene Verteilung der finanziellen Mittel sicherstellen. Die staatlich verordnete Gleichmacherei und Willkür gegenüber unserem Berufsstand und damit auch gegenüber den Patienten und Bürgern werden wir jedenfalls nicht länger hinnehmen. Schon gar nicht im Megawahljahr 2009."

Stand: 26.01.2009

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letzte Änderung am 26.01.2009